Naturerlebnis für alte Menschen

Röthenbacher Karl-Heller-Stift weiht neuen Garten ein – Senioren bringen sich ein Röthenbach (bu) – Tomaten ernten, Blumen pflanzen oder an duftenden Kräutern schnuppern: Die Bewohner des Röthenbacher Karl-Heller-Stifts können all dies seit kurzem im neuen „Erlebnisgarten“ tun, der in den letzten Monaten direkt hinter dem Altenheim entstanden ist. Heute wird er offiziell eingeweiht.

Einige Bewohner haben sich in den Schatten zurückgezogen und blättern die Zeitung durch, eine Frau schiebt andächtig einen Puppenwagen spazieren, ein Herr begutachtet die frisch angepflanzten Blumenbeete. Vor allem die alten Menschen aus der Dementenstation genießen „ihren neuen Garten sichtlich. Bis letztes Jahr stand an derselben Stelle noch ein kleines Wäldchen, das aber nicht genutzt wurde. Dann kam die Anregung von Elsbetha Fanzkowiak, Betreuerin in der Dementenstation, hier einen richtigen Garten anzulegen.

„Viele unserer alten Menschen hatten früher selbst einen Garten, zupfen gern irgendwo oder helfen beim Pflanzen“, erzählt Heimleiterin Ursula Esslinger. Den „Erlebnisgarten“ können sie so nutzen, wie ihnen gerade der Sinn steht, und sich darin frei bewegen. Die Tür ist immer offen, nur die Bewohner, die aufgrund ihrer Demenz weglaufen würde, muss abgesperrt werden. „Das Wichtigste ist, dass sich die alten Menschen wohl fühlen und dass sie keine Angst haben.

Man muss sie auch einfach mal machen lassen. Aber hinter dem Garten steckt kein hochwissenschaftliches Konzept“, sagt Ursula Esslinger. Für die Arbeit hat das Heim vor einiger Zeit das „Demenzsiegel“ der Alzheimergesellschaft erhalten.Bereits seit April wird der Garten genutzt, der aber noch lange nicht fertig ist, sondern ständig weiter wachsen soll. Gepflasterte Wege, Bänke, Sonnenschutz, Blumen und Hochbeete mit Gemüse sind schon vorhanden. Noch angelegt beziehungsweise gepflanzt werden Feigen- und Pfirsichbäume, Beerensträucher, Duftstauden und Schattensamen. Eine Wiedenmatte und ein Holzstoß sollen als Sichtschutz zum angrenzenden Diehl-Gewerbegebiet dienen. 70 000 Euro hat das Projekt bisher gekostet, einen Großteil davon stellt die Stadtmission Nürnberg, die Träger des Karl-Heller-Stifts ist, aus Spenden ihres „Fund Raisings“ zur Verfügung. Weitere Spenden sind natürlich ebenso willkommen wie nötig, so Ursula Esslinger.

Sie sieht den Erlebnisgarten auch als „natürlichen“ Gegenpol zum neuen Einkaufszentrum, das genau vor der Haustür des Karl-Heller-Stifts entstandten ist. Waren die Pläne anfangs ein regelrechter Schock für das Heimpersonal, so hat sich die Aufregung weitgehend gelegt und man sieht sogar die Vorteile: „Unsere alten Leute gehen nämlich gern dort einkaufen“, weiß die Heimleiterin.